■ Kommentar: Haases Kampf gegen die deutsche Einheit
Wir lieben unseren Verkehrssenator, wir lieben ihn doch alle. Ohne Rücksicht auf historische Sentimentalitäten dient er immerdar und unentwegt den Sachzwängen. Dem Auto zum Beispiel, das heutzutage ganz offensichtlich noch mehr aus Zwang denn aus Sache besteht. Damit eben jenes Auto in seiner alltäglichen Massenerscheinung durch das Nadelöhr des Brandenburger Tores paßt, so seine neueste Verkehrsplanung, muß davor und dahinter eben Stauraum geschaffen werden.
Wie? Das sei historischer Boden? Den habe sein Senatskollege vom Umwelt- und Stadtentwicklungsressort doch gerade erst zum Umbau gekürt? Der Pariser Platz soll sich wieder in achteckiger Zierde ergehen, wie früher, ach, wie-schön-wie-früher? Schietegal! Wenn ein achteckiger Platz nicht genug Autos aufnehmen kann, dann darf er halt nicht achteckig werden. In zärtlicher Stromlinienform an die Sachzwänge angeschmiegt, als sei er Linus mit der Schmusedecke, zeigt Herwig Haase dem Volker Hassemer eine lange Nase.
Wir hoffen fest darauf, daß er diese Haltung noch ein Weilchen bewahrt. Bis sich das Problem mit dem Brandenburger Tor, diesem Symbolquatsch, diesem Victoriatrara, diesem Kitschgeklingel aus der deutschen Kiste, ein für allemal gelöst haben wird. Dann nämlich, wenn endlich Millionen von AutofahrerInnen sich ihren sehnlichsten Wunsch erfüllt und das Tor passiert haben. Seine Statik, schon des öfteren von Fachleuten erkundet und sorgenvoll kommentiert, wird sich nämlich freundlicherweise jeden einzelnen merken und dann mit einem erhabenen Stöhnen in sich zusammenbrechen. Und vorbei ist's mit dem Symbol der deutschen Vereinigung, die ja eh nicht stattgefunden hat. Jawoll, Haase, hau weg den Scheiß! Ute Scheub
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