■ Kommentar: Mut und Ohnmacht
KOMMENTAR
Mut und Ohnmacht
Traute Müller hat Mut bewiesen. Sie hat sich mit Wirtschaft und Investoren angelegt, weil sie ein Projekt nochmals öffentlich zur Diskussion gestellt hat, das die Spekulanten am liebsten lautlos hinter verschlossenen Türen hochgezogen hätten.
Der Kiez hat Können bewiesen: Die breit gefächerte Kritik an den Plänen für ein überflüssiges und stadtteilgefährdendes Büromonstrum am Millerntor bewies Augenmaß und Sachverstand. Die von Müller ebenfalls geladenen Intellektuellen bestätigten auf ihre Art die Klugheit des Stadtteils: Auch sie lehnen die gegenwärtig diskutierten drei Alternativen als Schwachsinn und verschenkte Chance ab.
Der Senat hat Ohnmacht bewiesen: Der Investor, unter gewaltigem wirtschaftlichen Druck, das zu teuer gekaufte Grundstück schnell rentierlich zu machen, ist Herr des Geschehens. Die neu entfachte Diskussion ist nicht mehr als ein Bitte-Bitte an den Spekulanten, sein Konzept nochmals zu überdenken.
Ob die Akteure Lernfähigkeit beweisen? Leider ist dies nicht zu erwarten. Sauber wäre nur folgende Lösung: Der Investor schreibt seine Fehlspekulation in den Wind, ein vernünftiges, stadtteilgemäßes und kleineres Projekt wird verwirklicht. Eine winzige Hoffnung bleibt: Die riesigen Büroraumhalden Hamburgs machen Rahes Konzept überaus riskant. Vielleicht erzwingt der Markt jenes Kultur- und Dienstleistungszentrum, das allein an dieser Stelle Sinn macht. Florian Marten
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