piwik no script img

■ KommentarVorgeschoben

Irgendwann einmal stand Bremen für liberale Politik. Seitdem die Liberalen mitregieren, hat sich dies geändert. Zugegeben: Im Alleingang kann Bremen keinen Abschiebeschutz für Kurden einführen. Denn bundesweit stufen die Innenminister die Verfolgung von Kurden in der Türkei als nicht so gravierend ein. Daß die Türkei dieser Minderheit den Krieg erklärt hat, fällt dabei kaum ins Gewicht. Nach neuesten Informationen von amnesty müssen alle Unterstützer der PKK mit Verhaftung und Folter rechnen. Der Transport eines Briefes, so wissen wir, reicht selbst im Falle eines Deutschen aus.

Zwei Fälle türkischer Kurden machen derzeit deutlich, daß Bremen vor politischer Verfolgung die Augen verschließt. Vorgeschoben werden „hartnäckige“ Vergehen der Flüchtlinge: daß sie trotz mehrfacher Ablehnung ihrer Asylanträge nicht widerstandslos in ihre Heimat zurückkehren. Dies wertet der liberale Innensenator als Verstöße gegen das Gesetz. Falls dies moralisch bezweifelt wird, schiebt er schnell noch ein schlagkräftiges Horrorwort nach: „BTM-Delikt“. Ob dies überhaupt vorliegt, ob Gerichte dies überprüften — völlig unerheblich. Der Schutz von Recht & Ordnung geht vor.

Birgitt Rambalski

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen