■ Kommentar: Der Ort und das Geld
Die Olympia-Bewerbungsschriften sind abgegeben, doch bis zur Entscheidung im September werden sich die Städte noch einiges einfallen lassen, um den Zuschlag zu bekommen. Peking will die Anreisekosten der Athleten übernehmen; Sydney protzt damit, bereits jetzt alle Sportstätten fertiggestellt zu haben. Berlin dagegen hat eine Bewerbung abgeliefert, bei der nicht einmal der Ort für die Ruderwettbewerbe steht. Auch die jüngste Olympia-Umfrage erbrachte in Berlin trotz einer suggestiven Fragestellung nur knappe 53 Prozent Befürworter – zöge man (was die Olympia GmbH nicht tat) die statistische Unsicherheitsquote ab, dann sind die Olympia- Freunde weiterhin in der Minderheit.
Dennoch sollte sich niemand täuschen: Für die Entscheidung wird das voraussichtlich ebensowenig eine Rolle spielen wie die jetzt vom Gericht als Trickserei eingestuften Kostenrechnungen der Olympia GmbH für den Bundeskanzler. In der dreibändigen Bewerbungsschrift interessiert die meisten IOC-Mitglieder wohl einzig die Garantie-Erklärung des Kanzlers. Wie die Deutschen ihre Finanzierungen manipulieren oder welche Probleme es mit der Akzeptanz gibt, läßt die Herren der Ringe kalt – sofern es keine unkalkulierbaren Konflikte gibt. Dem Chef der Olympia GmbH, Nawrocki, muß man deshalb dankbar sein für die Anmerkung, entscheidend könnte sein, daß Berlin die finanziell einträglichsten Fernseh- Übertragungszeiten anbieten kann. Berlin aber hat andere Interessen. Den Berlinern kann der Ort der Spiele nicht egal sein, obwohl die meisten sie nur auf der Glotze verfolgen dürfen. Die Frage aber, warum sich das schon mit der Hauptstadtwerdung überforderte Berlin dafür hergeben muß, unübersehbare Lasten zu übernehmen, um einem überlebten Sport-Imperium weiterhin die Profite zu sichern, wird das IOC nicht beantworten. Gerd Nowakowski
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