■ Kommentar: Rechtsdrift
Alles sozialdemokratische Krisenmanagement hat nichts genützt: Mit der Senatsentscheidung, das Wohnschiff für Asylbewerber im Gröpelinger Kohlehafen festzumachen, ist die dünne Schicht aktiver Mitglieder noch dünner geworden. Und das bißchen Solidarität, das die Stadtwerke-Affäre bei den treuesten Anhängern der SPD noch übrig gelassen hat, schmilzt nun auch noch dahin.
Es ist etwas passiert in der Stadt, was über den puren Anlaß hinausgeht. Die Parteiaustritte machen nur sichtbar, was sich unter der Oberfläche abgespielt hat: Die traditionellen Bindungen an die Parteien sind zerbrochen. Jetzt gehen sogar die Treuen. Die Zeiten sind vorbei, daß die kleinen Leute im Bremer Westen blind ihr Kreuzchen bei den Sozialdemokraten gemacht haben. Der Grund dafür ist aber nicht, daß nun kritischer hingesehen wird (wie beim Beirat). Im Gegenteil. So dumpf das Kreuzchen bei den Sozis gemacht wurde, so dumpf wird es auch woanders hingesetzt. Notfalls bei der DVU.
Eine der entscheidenden Fragen vor der nächsten Wahl wird sein, ob die SPD diese kleinen Leute wieder zurückgewinnen kann. Man darf gespannt sein, wie sie dabei eine symbolbefrachtete Krise wie die in Gröpelingen meistert. Jochen Grabler
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