■ Kommentar: Halbe Sache
Ein gutes halbes Jahr hat die Öffentlichkeit in Bremen Zeit gehabt, sich an den Gedanken der Schließung öffentlicher Bäder zu gewöhnen, jetzt kommt der Senat mit einem geringfügig veränderten Konzept, das kosmetisch bereinigt von „Investoren“ redet, wo wir getrost „Schließung der gegenwärtigen Form“ verstehen dürfen.
Die Bremer Finanzkrise hat die „Gesellschaft für öffentliche Bäder“ auf den Boden der Tatsachen geholt: Sie hat über Jahre den Trend der Bäder-Nutzung schlicht verschlafen. Und so kann die derzeitige Schließungs-Runde nur halbherzig sein: Solange es an den erforderlichen Mitteln für eine Modernisierung fehlt, sind stabile Nutzer-Zahlen kaum zu erwarten. Und das aktuelle Krisenmanagement ändert nichts an dem Kernproblem: Staatliche Verwaltung wird ein attraktives Freizeit-Angebot auf Dauer nicht organisieren können, solange nur absolute Finanznot die rationelle Kosten-Kontrolle durchsetzbar macht.
Der Staat sollte sich aus der Freizeit-Industrie zurückziehen. Er sollte festlegen, mit welcher Summe er jeden sportlichen und jeden privaten Bad-Besuch subventionieren will, und dann die Bäder in die private Konkurrenz um die Besucher-Gunst entlassen. Nur so besteht eine Chance, zu vertretbaren Preisen irgendwann einmal wieder attraktive Bäder zu bekommen. Klaus Wolschner
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