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■ KommentarPräzise Planspiele

Es ist schon verblüffend, mit welch teutonischer Präzision sich die einst so oppositionsversessenen Grünen auf den ersehnten Ernstfall vorbereiten: Da veranstalten Ex-Fundis Planspiele, welche Zumutungen die SPD gerade noch verkraften könne, schmücken die zerlesenen Koalitionsvereinbarungen aus Hessen, Berlin, Bremen und Niedersachsen die Nachttische der Kandidaten, stehen die Grünen trotz aller Fraktionierung zusammen wie lange nicht.

Es scheint, als wägten hier Jungkaufleute in traditioneller hanseatischer Nüchternheit jedes Für und Wider eines potentiellen Ehevertrages solide ab, um dann in aller Gelassenheit um die Mitgift zu feilschen. Gelingt der GAL ein zweistelliges Ergebnis und der Einstieg in Koalitionsverhandlungen – dann gelüstet es die selbstbewußte Braut nach satten Morgengaben: Verkehr, Stadtentwicklung, Wissenschaft, Umwelt, Kultur und Frauen: Drei bis vier Senatsämter und damit direkte politische Gestaltungsfelder sind das erklärte Ziel.

Plumpe Siegeszuversicht? Taktisches Zurückstellen innergrüner Gegensätze? Wird das Fell des Bären verteilt, ehe er erlegt ist? Eine aktuelle Momentaufnahme grüner Befindlichkeit in Hamburg muß differenzierter ausfallen: Offenkundig eint die GAL, quer durch alle Lager, der unbedingte Wille, es diesmal wirklich wissen zu wollen. Die konzentrierte Vorbereitung auf den Ernstfall Koalition, ein im bundesdeutschen Maßstab reichlich verspäteter rot-grüner Politbeischlaf, weist weniger auf ein „Sich-der-SPD-an-den-Hals-werfen“, wie einige Grüne noch immer befürchten, sondern auf gesunden Politprofessionalismus. Florian Marten

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