Kommentar: Das Ende vom Lied
■ Endgültiges Aus für Müllvermeidung
Haben Sie manchmal ein schlechtes Gewissen, weil Sie für die Rettung der Klöcknerhütte zu wenig tun? Dann können wir Sie beruhigen: Sie tun eine ganze Menge. Denn schließlich kaufen sie die Joghurtbecher mit dem grünen Punkt. Das hilft der Hütte.
Aber Scherz beiseite: Was heute in Köln von der DKR beschlossen wird, ist das Ende vom Lied „Ausstieg aus der übermäßigen Müllproduktion“. Deutschland, das sich selbst gern als Weltmeister im Umweltschutz präsentiert, zeigt, wie man Probleme wegdefiniert: Erst braucht es eine Verpackungsverordnung, die den Müll als Wertstoff definiert; Wertstoffe will man schließlich nicht vermeiden. Dann definiert man die Verbrennung des Mülls im Hochofen nicht als „thermische“, sondern als „stoffliche“ Verwertung. Und diese Verbrennung subventioniert man mit dem Geld, das den VerbraucherInnen mit dem grünen Punkt aus der Tasche gezogen wird.
Immerhin ist das Klöckner-Modell nur die zweitverrückteste Idee. Anderswo wird aus dem Ölprodukt Kunstoff mit riesigem Energieaufwand wieder Öl gemacht und - verbrannt. Damit ist der Sinn der Verpackungsverordnung erreicht: Alle streiten um den sinnvollsten Weg der Verbrennung – nur von Vermeidung redet niemand mehr. Bernhard Pötter
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