Kommentar: Siemens-Connection
■ Lahl stürzte über Firmen-Konkurrenz
Als der grüne Staatsrat Uwe Lahl gehen mußte, ging es da nur um politische Sauberkeit? Seit gestern wissen wir mehr: Während vor den Kulissen „politische Kultur“ gespielt wird, kämpft hinter den Kulissen der Siemens-Konzern um einen Millionen-Auftrag und um seine Dominanz auf dem Feld der Müllverbrennung. Der Siemens-Konzern wird als „deutscher Technologie-Konzern“ von allen Bundesbehörden gegen die Konkurrenz gestützt, auch wenn es etwas teurer ist. So hat die Siemens-Tochter KWU allerorten ihr Schwelbrennverfahren vielfach verkaufen können. Was der Staatsrat Lahl durchsetzen wollte, war eine ernsthafte und vielleicht die einzige Alternative zur Siemens-Technologie.
Siemens hat in aller Vertraulichkeit seine Drähte zum bremischen Wirtschaftsressort spielen lassen. Die Handelskammer spielte für Siemens, Siemens-Mitarbeiter und CDU-Umweltpolitiker Niederbremer favorisierte in internen Deputations-Debatten die Siemens-Technologie. Doch der Staatsrat Lahl blieb hart – er wollte mit der Flugstrom-Vergasung erstmals in der Bundesrepublik ein ganz neues Verfahren erproben. Das hätte Schule machen können. In dieser Lage zieht der Siemens-Mitarbeiter Niederbremer den Joker: Lahls persönliche Kontakte zu dem Ingenieurbüro, das die Flugstrom-Vergasung favorisiert. Das schlägt durch. Siemens hat gewonnen, jedenfalls die zweite Runde. Klaus Wolschner
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