Kommentar: Nur laues Lüftchen
■ Wählerinitiative hat noch kein Profil
Wer in der Politik etwas erreichen will, muß sagen, was er will. Dies scheinen die drei, die gestern eine Wählerinitiative für die Bürgerschaftswahl 1995 angekündigt haben, nicht wissen. Auf die eindrucksvolle Phalanx der Unzufriedenheit haben schon andere gesetzt - und auf Sand gebaut. Die drei sind keine Unerfahrenen in Sachen Gründung und wissen, daß ein Sammelbecken aller Unzufriedenheit schnell zum großen Querulantentreffen wird.
Schon der Einstieg der neuen Wählerinitiative zeigt, vor welchen Hürden das Unternehmen steht. Nicht einmal die Gröpelinger SPD-Abtrünnigen sind dabei. Daß andere, die angeblich sympatisieren, nicht beim Namen genannt werden wollen, begründen die drei damit, sie wollten niemand „ans Messer liefern“. Da halten sich einige offenbar ein Hintertürchen offen.
Vollends brüchig wird das neue Unternehmen beim Thema der Verfassungsreform für Bremen. Schon die drei am Tisch konnten sich nicht einigen, ob man lieber Bremen als Stadt auflösen sollte oder vielleicht starke Bezirks-Ämter und einen Magistrat schafft, neben dem die Landesebene - immerhin das Bundesland Bremen - zur leeren Hülle werden müßte. Was soll erst werden, wenn aus den dreien eine Gründerversammlung von sieben geworden ist!
. Nichts gegen frischen Wind - aber so kommt kein Lüftchen zustande. Klaus Wolschner
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