■ Kommentar: Endlich jugendfrei
Die gestern von der zukünftigen Kampnagelleitung und der Kulturbehörde beschlossene Abwicklung des Jugendtheaters auf Kampnagel (JAK) zeigt eindrücklich, daß auch Kulturpolitik reine Machtpolitik ist. Das eigenwillige JAK paßte den Verantwortlichen einfach nicht in den Kram.
In den vergangenen Monaten haben weder Kultursenatorin Christina Weiss noch der künftige Kampnagel-Chef Res Bosshart auch nur die kleinste ernsthafte Bemühung unternommen, das Jugendtheater von Jürgen Zielinski zu halten. Das Resultat haben beide gleichermaßen zu verantworten.
Bosshart, weil er um seine eigenen Pfründe fürchtet, wenn eine künstlerisch erfolgreiche Macht in „seinem“ Theater eine unabhängige Existenz führt (sein Credo: „Kein König neben mir!“). Daß nun Jugendtheater in Hamburg ab 1995 mangels Spielort eingespart wird, nimmt er billigend in Kauf.
Und die Senatorin, weil sie kläglich dabei versagt hat, das JAK politisch durchzusetzen. Sie gab weder finanzielle noch perspektivische Zusagen (von moralischer Unterstützung ganz zu schweigen) und floh schließlich aus der Verantwortung, indem sie das Problem zu einem Kampnagel-internen degradierte. Wohl wissend, daß Res Bosshart keinerlei Interesse am JAK hatte, schaffte sie sich somit durch die kalte Küche einen störrisch seine Minimalrechte einfordernden Jugendtheaterleiter vom Hals.
Konsequenterweise sollte die Senatorin jetzt auch dem Vorschlag der CDU folgen und zusätzlich die Rockmusikförderung streichen, auf daß Hamburgs Kulturförderung endlich absolut jugendfrei werde.
Till Briegleb
(Bericht Seite 19)
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