■ Kommentar: Stummer Fritz
Nein, einen Kommentar zur neuen MVA-Studie wollte der Umweltsenator ganz bestimmt nicht abgeben. Kein Wort. Dabei hätte er ja allen Grund gehabt: Bestätigt das neue Papier doch wunschgemäß genau das, was er schon immer gesagt hat: Neuhof ist der allerallerbeste Standort. Aber man wird ja klüger mit der Zeit.
Dabei ist die vornehme Zurückhaltung Vahrenholts höchstens in zweiter Linie den vehementen Bürgerprotesten in Wilhelmsburg geschuldet. Mit denen hatte er ohnehin gerechnet. Nicht sie waren es, die ihn zwischenzeitlich aus seinem Verbrennungskonzept gebracht und nun zum Statement-Verzicht getrieben haben, sondern die lieben Kollegen aus Senat und Fraktion.
Zu nennen sind: Umweltsenators Wandsbeker Genossen Voscherau und Elste, mit denen er seine Neuhof-Entscheidung zu Jahresbeginn abgestimmt hatte, die dann aber rechtzeitig zu Beginn der Proteste in volle Deckung gingen. Man könnte ja beschädigt werden.
Wilhelmsburg-Kenner Voscherau weigerte sich beharrlich, Vahrenholt jenen Schutzschild vorzuhalten, den er wenig später vor Innensenator Werner Hackmann aufspannte. Als dessen Ausländerbehörde in den Bestechungsstrudel rutschte, ordnete der Senatschef an: „Nicht auf Tauchstation gehen, laßt mir den Werner nicht allein!“.
Der arme Fritz dagegen blieb einsam und versucht nun passend rauszugeben. Eine Senatsentscheidung muß her, sollen sich doch die anderen rechtfertigen. Wie diese Entscheidung ausgehen muß, das steht für den Umweltsenator weiterhin fest: Neuhof, na logo. Aber erzählen wird er das keinem mehr.
Uli Exner
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen