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KommentarHaile Welt

■ Hinter Glas ist die Natur am schönsten

Man kann darüber streiten, ob der Besuch von Disneyland zum kulturellen Standard eines Kalifornien-Urlaubs gehört – ein Erlebnis ist er auf jeden Fall. Nirgendwo sonst hat die endlose Kindheit die Menschen so fest im Griff wie dort. Donald Duck sieht aus wie damals, als die Welt noch in Ordnung war, Mickey Maus weiß immer Rat. Das ist in einer Stadt wie Los Angeles, die vor unlösbaren Problemen nur so brodelt, ein großer Wert.

Nun ist Bremerhaven nur fast wie Los Angeles. Trotzdem soll ein Park her, mit Korallenriffen und Haifischen und dem ökologisch-korrekten Anspruch, über die wunder-wunderschöne Natur dort draußen aufzuklären. Doch was der Park uns bieten soll, ist sehr wohl mit Disneyland zu vergleichen. Während um uns herum den letzten Feuchtbiotopen das Wasser abgegraben wird und eine Vogelart nach der anderen flöten geht, während ein paar Meter von dem geplanten Park entfernt die Bagger die Fahrrinne der Weser wieder einmal vertiefen, verlagern wir die wunderschöne und unberührte Natur hinter Glas und schreiben „Anfassen verboten“ drauf. „Natur“ ist nämlich immer da, wo das Meer so blau und der Strand so weiß ist – nie etwa vor der eigenen Haustür. Vielleicht brauchen wir ja die Illusion, daß alles nicht so schlimm oder sowieso zu spät ist: unsere Micky Maus in der hailen Welt.

Bernhard Pötter (siehe Seite 20)

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