■ Kommentar: Todesschlaf
Der Senat nennt es Zukunftsplanung. Seit Jahrzehnten herrscht in Moorburg ein Belagerungszustand, der irrwitzig ist. Nicht die gewählten OrtspolitikerInnen lenken nach demokratischen Prinzipien die Geschicke des Stadtteils. Allein die Wirtschaftsbehörde mit ihrem Amt für Strom und Hafenbau regiert und diktiert hier mit Sonderverordnungen das Geschehen. Und schickt das einst blühende Elb-Dorf in einen Todesschlaf, aus dem es sich nie wieder erholen kann.
Neubauten, Sanierungen, Ansiedlungen - alles bleibt untersagt. Aus Angst, Investoren irgendwann mit Staatskohle entschädigen zu müssen, wenn die Häuser den Schiffscontainern weichen sollten. Der Stadtteil verfällt so zum Freiluftmuseum.
KeinE seröseR PolitikerIn kann heute sagen, ob Moorburg je als Hafenerweiterungsgebiet gebraucht wird. Vor dem Jahr 2025, so pfeifen die Spatzen von den Dächern der Wirtschaftsbehörde, wird der Hafen Moorburg keinesfalls schlucken - wenn überhaupt. Da die Entscheidung über die Zukunft Moorburgs absolut offen ist, muß die Politik zumindest die Voraussetzungen für beide Zukunftsvisionen schaffen: für das Hafengebiet Moorburg und für das am Hafenrand liegende Dorf Moorburg. Das heißt: Moorburg als Hafen-Reservefläche zwar bereithalten, gleichzeitig aber eine normale Stadtteilentwicklung ermöglichen, die den 1200 EinwohnerInnen ein normales Leben in den Moorburg mindestens verbleibenden 30 Jahren ermöglicht. Passiert das nicht bald, ist die Diagnose gestellt, bevor die „Operation Moorburg“ in ihre entscheidende Phase tritt. Der Patient wäre klinisch tot, Wiederbelebungsversuche zwecklos. Marco Carini
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