Kommentar: Chicago?
■ Sozialbehörde versagt bei „Gang“
„In der Bremer City herrschen Zustände wie im früheren Chicago“, zitierte gestern die „Bild“-Zeitung den Chef eines Sicherheitsdienstes. Das ist nicht nur Werbung für private Sicherheitsdienste, das ist vor allem Stimmungsmache. Ein 20jähriger libanesisch-kurdischer Asylbewerber soll einen Restaurantmitarbeiter zusammengeschlagen haben. Das ist zu verurteilen. Aber Chicago? Der 20Jährige steht nicht unter Mordverdacht.
Damit es nicht zu Morden kommt, sind jetzt weniger Polizei oder Gerichte gefragt, jetzt ist die Sozialbehörde dran. Die hat bisher außer einem einzigen Runden Tisch und einem einzigen überlasteten libanesischen Sozialarbeiter nichts vorzuweisen. Und dies Bißchen gibt es auch nur in Kattenturm – dort lebt aber nur ein Viertel der 800 libanesisch-kurdischen Flüchtlinge. Davon sind 400 jünger als 16 Jahre – im Libanon zwischen die Fronten geraten, mußten sich die Kinder durchschlagen, verwahrlosten seelisch. Zwischen 1985 und 1990 kamen sie nach Bremen.
Und hier werden die KurdInnen auch bleiben – der Libanon nimmt sie nicht zurück, sie können also nicht abgeschoben werden. Ihre Zukunft liegt in Deutschland. Hoffentlich nicht in deutschen Knästen. Damit Bremen nicht in die Nähe von Chicago rückt, sollte sich die Sozialbehörde endlich mal mehr einfallen lassen als 1 Runden Tisch und 1 Sozialarbeiter. Christine Holch
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