Kommentar: Eigentor
■ Kripo heizt den Waffenmarkt an
In den vergangenen Wochen schreckten nicht nur deutsche PolitikerInnen und BürgerInnen aus der Sommerlethargie auf: Die Polizei hatte an verschiedenen Orten in dieser unserer Republik Plutonium-Dealer verhaftet. Das Geschrei im In- und Ausland war verständlicherweise groß. Fremde Mächte wie Irak, Pakistan oder Nordkorea sollten den Schmuggel angeleiert, das marode Rußland geliefert haben. Doch zumindest im Fall des größten sichergestellten Päckchens mit Plutonium 239 auf dem Münchner Flughafen ist inzwischen klar, daß das Landeskriminalamt Bayern die hochradioaktive Fracht bestellt hatte.
Auch im gestern vor dem Bremer Amtsgericht verhandelten Waffenschieberprozeß wußten Gericht, Staatsanwaltschaft, Kripo und die Beteiligten genau, wie die vermeintliche Waffenschieberei zustande kam. Polizeiliche Nachfrage regelte – wie in manchem Plutoniumfall – das Angebot.
Was bringt die aus Steuergeldern bezahlten Kripobeamten zu solchen Geschäften? Gehen ihnen die Kriminellen aus? Oder werden mit solchen Tricks ganz andere Rechnungen beglichen? Staatsanwalt Hübner „schätzt solche Geschäfte nicht“. Dennoch sind sie alltägliche Polizeipraxis. Bei Rauschgiftdelikten mag das Sinn haben, um in die „Szene“ zu kommen. Bei Waffen und Plutonium wird die kriminelle Szene damit offenbar erst geschaffen. Ulrike Fokken
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