■ Kommentar: Grüne Pubertät?
Manche GenossIn versteht die Welt nicht mehr: Kaum werden die Grünen erwachsen, schon verstoßen sie gegen alle Spielregeln braver Kinder. Schlimm genug, daß sie an der Wahlurne Zweitstimmen klauen. Nun verweigern sie sich auch noch störrisch der Einsicht, daß zumindest die Erststimme naturgemäß den politischen Eltern gehört.
Kein Witz: Für nicht wenige Sozis sind die Grünen bis heute nur verlorene Kinder, die einst der böse Onkel Helmut Schmidt aus der gastlichen Baracke Willy Brandts vertrieb. Der grüne Spuk verflog nicht, die grünen Kids kamen nicht heim. Immerhin, so trösteten sich manche, funktionierten sie als zahme Steigbügelhalter für SPD-Regierungen.
Hessen, München und Niedersachsen entsprachen oft diesem Traum – der Stimmung des Stimmviehs aber schon lange nicht mehr. Bei den unter 45jährigen sind die Grünen knapp hinter der SPD und weit vor der CDU stärkste Partei. Nicht verirrte 68er, sondern eine Generation, die zu gut einem Drittel die Politikmodelle von SPD und CDU gleichermaßen zum Kotzen findet, hat mit den Grünen eine Partei gefunden, der sie in wachsendem Maße vernünftige Politik zutraut.
Die SPD aber muß endlich begreifen, daß sie das Monopol der linken Volkspartei schon lange verloren hat. Im Westen sind Jugend und MacherInnen weg, im Osten hat sich die PDS zudem noch die Alten und die Facharbeiter gekrallt. Die SPD bedarf dringend verhaltenstherapeutischen Beistands. Unser Tip an die GenossInnen: Versuchts doch mal mit kollegialem Umgang statt mit elternhafter Nervosität. Florian Marten
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