■ Kommentar: Mein Gott, Eugen!
Mitleiderregend peinlich war die Vorstellung, die Hamburgs Verkehrssenator Eugen Wagner gestern der versammelten norddeutschen Verkehrsfachwelt im Kreishaus von Pinneberg bot. Ein konfuser Redebeitrag, der in dem Bekenntnis gipfelte, so wie es heute sei im Verkehr, solle es am besten bleiben. Gelächter, Kopfschütteln und dezentes Erröten manch Hamburger Experten angesichts der Blamage ihres Senators begleiteten einen Auftritt, der um so bitterer auffiel, weil Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Peer Steinbrück mit einem klaren, kompetenten und problembewußten Beitrag Maßstäbe gesetzt hatte.
Schlimm genug, daß der fachlich und rednerisch völlig überforderte Wagner bei der klassischen Politikeraufgabe, der öffentlichen Präsentation und Politikverkaufe, gestern so jämmerlich versagte. Viel schlimmer aber, daß hinter Wagners Unsäglichkeiten ein politisches Programm steckt, das für den Verkehr in Norddeutschland fatale Folgen haben kann: Kopf in den Sand statt politischer Gestaltung, Festhalten am Status quo, selbst wenn die Zeiten diesen schon längst überholt haben.
Wenn Eugen Wagner politische Größe hat, dann in seiner Verwandtschaft zu Helmut Kohl: Blindheit für die Herausforderungen der Gegenwart. Aussitzen und Durchwursteln als oberste Maximen. Bei aller Häme darf man den Vergleich Kohl/Wagner aber nicht zu sehr strapazieren. Das hat der wackere Pfälzer nicht verdient: Nicht nur an Bauch und Scheitelhöhe, sondern auch an politischem Durchblick und Rednergabe liegen zwischen dem Oggersheimer und dem Finkenwerder Welten. Florian Marten
Bericht auf Seite 18
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