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KommentarKeine Aufklärung

■ Justiz fördert die Verbreitung von Aids

Aids ist in unserer Gesellschaft zu einer fast normalen Krankheit geworden: Die Hysterie ist abgeflaut, die Aufklärung hat gewirkt, die „Liebe ist gerettet“, wie es in den Werbespots heißt.

Diese Einschätzung untermauert der Bremer Aids-Bericht mit Zahlen. Noch ist kein Mittel gegen die Krankheit gefunden, doch das Erscheinungsbild läßt an andere Krankheiten denken: Probleme gibt es mit Risikogruppen, die man nicht erreicht, mit Krankenkassen, die alternative Behandlungsmethoden nicht zahlen wollen, und nie gibt es genügend Geld.

Eines allerdings ist anders: Aids ist eine Krankheit, zu deren Verbreitung der Staat beiträgt. Drogenabhängigen im Knast wird vorenthalten, was „draußen“ gang und gäbe ist: Die Erreichbarkeit einer sterilen Einwegspritze. Seit Jahren fordern Gesundheitspolitiker und Betroffene die Freigabe, seit Jahren verweigern Justizbehörden und Anstalten eben diese. Warum? Weil in den Köpfen immer noch die irreale Vorstellung vom drogenfreien Kanst herumspukt. Und weil ein Drogenabhängiger aus der Sicht der Justizbehörden im Gegensatz zu einem Zuckerkranken – der seine Spritzen problemlos bekommt – eben selber Schuld ist, wenn er sich infiziert. Die Aufklärung über Aids ist weitverbreitet – vor den Toren der Justizbehörden macht sie allerdings halt. Bernhard Pötter

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