Kommentar: Bremerhaven stinkt
■ Die Eile von Chermayeff ist Absicht
In Bremerhaven stinkt es – und zwar nicht nur nach Fisch. Der Ocean-Park ist ein millionenschweres Projekt, von dem unter Umständen Gedeih oder Verderb der Stadt abhängt. Kühle Köpfe wären gefragt, stattdessen stürzen sich die Verantwortlichen in hitzigen Aktionismus.
Knapp zwei Wochen ist es her, da kritisierte Baustadtrat Holm die Reise der scheidenden SPD-Genossen nach Genua als verfrüht. Die Reise kostete rund 18.000 Mark – jetzt gibt er seinen Segen zu einem Zwischenschritt, der mehr als 2,8 Millionen Mark kosten soll, plötzlich muß alles in knapp vier Wochen über die Bühne gehen. Der Lokalchef der Nordsee-Zeitung nimmt die Anweisungen des Herrn Chermayeff per Telefax entgegen und schreibt prompt wie wichtig es ist, die Entscheidungen möglichst bald zu fällen. Überhaupt ist der Lokalteil der NZ zum PR-Blatt für Chermayeff verkommen. Statt kritisch zu berichten, wird klar gepuscht.
Was Chermayeff mit seiner Eile bezweckt, ist klar. Die Zeit ist zu knapp, um die Ergebnisse der Machbarkeitsstudien genau zu studieren. Die Abgeordneten sollen im Schnellverfahren die Hand für 2,8 Millionen Mark heben – ohne genau zu wissen, was sie tun. Dann gibt es kein Zurück. Punktsieg für Chermayeff. Niemand will das Geld schließlich nachträglich zum Fenster rausschmeißen.
Kerstin Schneider
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen