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■ KommentarAussitzen

Das ist doch zum Kotzen. Weniger als 100 StudentInnen kamen gestern zur „Bildungsdemo“ auf den Rathausmarkt, abzüglich der AStA-FunktionärInnen. 70.000 Studierende gibt es in Hamburg, zwei für jeden Studienplatz, die wenigsten von ihnen bekommen noch BAföG, die meisten müssen neben dem Studium jobben, fast alle haben Mühe, ihr Studium zu organisieren – und nichts und niemand rührt sich.

Ein verschwindend geringes Häuflein MohikanerInnen rings um den AStA turnt den Medien eine Hochschulpolitik vor, die sich in Hamburg weitgehend an grüner Pragmatik festklammert, im Rest der Republik aber schon lange von der SPD links überholt worden ist.

Und da stehen dann ein paar frierende Studis auf dem weiten leeren Platz und müssen sich von alten Sozis erzählen lassen, wie Uni-Reform funktioniert. Daß es ihnen egal sein könnte, ob Uni-Präsident Lüthje den Bildungshaushalt aus kommunalen Kassen bestritten sehen möchte, oder ob Wissenschaftssenator Hajen bis an sein Lebensende gegen Studiengebühren sein wird, fällt ihnen gar nicht auf. Sie klatschen, weil sie nicht wissen, was sie dem Finanzdiktat entgegenzusetzen haben.

Statt sich die Uni zu erobern, die SPD-Spar-Gremien, zu besetzen, die überfüllten Seminare zu sprengen und die Zeit für ordentliche Diskussionen zu nutzen, glauben sie tatsächlich, daß die richtig schlechten Zeiten erst nach dem Examen anbrechen werden. Durchhalten, Aussitzen, Arrangieren und hopphopp durch.

Als ironische Geste wollte der AStA es verstanden wissen, daß er Hajen gestern ein Sück von der Uni-Torte anbot. Was Wunder, daß der zubeißt, wenn er weiß, daß studentische Hochschulpolitik noch nicht einmal mehr auf der symbolischen Ebene funktioniert.

Ulrike Winkelmann

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