Kommentar: Privatinteresse
■ Innensenator sucht Beweise bei Hevalti
Bremen ist auf eine innenpolitische Linie mit der CSU eingeschwenkt. Alle anderen Landesregierungen – auch die CDU-geführten – versuchen, mit der Duldung von öffentlichen Treffpunkten eine Kriminalisierung der großen Zahl von PKK-Sympathisanten unter den in Deutschland lebenden KurdInnen zu verhindern. Verbote wie jetzt in Bremen gibt es sonst nur noch in Bayern.
Borttschellers „Beweise“ für die Funktion des Vereins „Hevalti“ als PKK-Tarnorganisation sind mehr als dürftig. Bilder des PKK-Chefs Öçalan werden regelmäßig auch im deutschen Fernsehen gezeigt, Staatsanwälte haben dies ausdrücklich als nicht strafbar bezeichnet. Und für den tatsächlich schwerwiegende Vorwurf, von einem beim Verein angestellten PKK-Funktionär sei in den Vereinsräumen der Mordanschlag auf ein abtrünniges PKK-Mitglied geplant worden, gibt es keinerlei Hinweis. Auch nicht – wie von Borttscheller behauptet – in der Anklageschrift der Bundesanwaltschaft.
Tatsächlich hat der Innensenator noch gar keine Beweise gegen „Hevalti“. Die wollte er sich gestern mit dem Verbot und den Durchsuchungen erst verschaffen – und zwar aus ganz privatem Interesse. Er muß sich nämlich demnächst einem Gerichtsverfahren stellen, mit dem sich der Verein gegen den Vorwurf wehrt, eine PKK-Tarnorganisation zu sein. Borttschellers Alleingang ist ein Feldzug in eigener Sache. Und die SPD schweigt dazu. Dirk Asendorpf
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen