■ Kommentar: Engstirnig
Mit finanzpolitischem Gejammere läßt sich auch die sinnvollste Stadtplanung abbügeln. Aber anstatt zuerst die Ziele festzulegen und dann ernsthaft zu überlegen, wie sie erreicht werden können, pflegen manche Hamburger Senatoren lieber ihre Engstirnigkeit. Aus Angst, man könne es sich mit Investoren verscherzen, wird städtisches Eigentum wie das Eisfabrik-Gelände zu Schleuderpreisen angeboten und auf Nutzungs-Auflagen großzügig verzichtet.
Dabei könnten gerade diese sanierungsbedürftige Industriegebäude vor dem Abriß retten: Die Städte im Ruhrgebiet, die auch nicht gerade im Wohlstand schwelgen, haben vorgemacht, daß sich stillgelegte Zechen oder Förderschächte zu Kultureinrichtungen umfunktionieren lassen, wenn dies als Bedingung in städtebaulichen Wettbewerben ausgeschrieben wird. Aber von den Kohle-Hanseln aus dem Pott wollen weltmännische Hanseaten keinen Rat.
Schlimmer noch als Ignoranz gegenüber Industriearchitektur ist, daß soziale Folgekosten überhaupt nicht bedacht werden. Wer nur in Wohnungseinheiten rechnet und deshalb blindlings Platz freischlägt, verkennt, daß zu einem lebendigen Stadtteil eine Mischung aus Gewerbe, Läden, Kultureinrichtungen gehört. Aber Therapie-Kosten fallen bekanntlich nicht in den Etat der Stadtentwicklungsbehörde.
Der halbwegs vernünftige Vorschlag der Wirtschaftsbehörde ist ausnahmsweise begrüßenswert. Zwar würde ein Stadtteilzentrum zugunsten von noch mehr Gewerbe in Hamm-Süd weiterhin fehlen. Aber BewohnerInnen-Wünsche haben in der Stadtplanung ja bekanntlich wenig Chancen. Heike Haarhoff
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