Kommentar: Bringt's das Taxi?
■ Viertel-Beruhigung: Probe kommt noch
Blankpoliert zeugen Durchfahrt-Verboten-Schilder an Ostertorsteinweg und Steintor vom Ende einer unendlichen Geschichte: Das Viertel ist nach zehnjährigem Gezerre verkehrsberuhigt. Daß ein solcher Kompromiß überhaupt möglich war, ist ein Beleg für Bürgersinn und Toleranz. Immerhin ist es halbwegs gelungen, um ihren Umsatz besorgte Einzelhändler, um ihre Sprößlinge bangende Eltern und um freie Fahrt für freie Radler kämpfende Aktivisten zu versöhnen.
Grund zum Ärgern wird es aber weiterhin geben. Wenn erst die Polizisten nicht mehr freundlich aufklären, sondern Verkehrssündern Strafzettel verpassen, wird Autofahrers Selbstverständnis auf eine harte Probe gestellt. Geschäftsleute müssen aus ihrer neuen Lage an einer Fast-Fußgängerzone Kapital zu schlagen lernen und nicht trotz Verkehrsberuhigung, sondern gerade deshalb Kunden anlocken. Alle Probleme des innerstädtischen Einzelhandels jammernd auf die neuen Verkehrsschilder zu schieben, zeugte von wenig Phantasie.
Der Erfolg des Konzeptes steht und fällt jedoch damit, ob der Transport mit dem Viertel-Taxi funktionieren wird. Viele Läden sind auf Kundschaft von außerhalb angewiesen. Wenn diese nun wegbleibt und die Geschäfte sterben, ist dem Viertel nicht gedient.
Joachim Fahrun
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