■ Kommentar: Rapid danebengeplant
Fast lautlos, fast fliegend, fast so revolutionär wie die Erfindung des Rades und mit Sicherheit die rasanteste Versuchung seit es Eisenbahnen gibt: Wenn die Fans der Magnetschwebebahn Transrapid in verbaler Ekstase von ihrem Liebling sprechen, sind sie nicht mehr zu bremsen. Und genau das ist der Haken: Man plant und experimentiert und schreibt fest, daß sich die Bebauungspläne biegen. Durch wissenschaftliche Studien will man sich schon gar nicht behindern lassen. Man legt den Bedarf vorsichtshalber legislativ einfach fest: Es gibt ihn, weil's so im Gesetz steht. Und da die BürgerInnen die Gesetze zu befolgen haben, werden sie den Transrapid auch bedürfen müssen. Dachten sich die Planer und werden nun womöglich über die eigenen Paragraphen stolpern.
Doch die Transrapiden haben nicht nur die Rechnung ohne die Privatinteressen und Kläger gemacht, sondern auch ohne den Bundesrechnungshof. Der fand heraus, daß die für den Superzug angesetzten Kosten hinten und vorne schöngemogelt wurden. So gänzlich ohne Marketingstudie zu behaupten, daß die Eisenbahn der transrapiden Dimension zum Exportschlager wird, grenzt außerdem an transrapiden Größenwahn.
Doch nicht nur technologie-besessener Übermut hat zu Planungen und Investitionen ohne solide Grundlage geführt. Das Spiel mit Zahlen und Gesetzen ist auch eines auf Zeit. Ist erst einmal Geld geflossen und die rapiden Machenschaften vorangetrieben, läßt sich die rasende Schwebebahn so leicht nicht mehr aufhalten. Außer – oh, Kruzifix – die VerfassungsrichterInnen legen Hand an.
Silke Mertins
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