■ Kommentar: Ruf und Pfründe retten
Die Kontrolle hat versagt: Unter den Augen der Umweltbehörde aquirierten die NORDAC-Manager verseuchte Böden, die sie nie hätten reinigen können, verschoben das kontaminierte Erdreich anschließend durch die ganze Republik. Die Umweltbehörde nickte die gewinnträchtigen Müllschiebereien nur ab und versorgte – so ein Frankfurter Polizeiermittler – die Abfall-Dealer sogar noch mit internen Ermittlungsergebnissen der Staatsanwaltschaft.
Statt schonungslos aufzuklären, wirft die ertappte Kontrollbehörde nun mit Nebelkerzen und versteigt sich gar zu der Behauptung, der vom Amtsgericht als illegale Abfallentsorgung klassifizierte Mülldeal hätte „nach gültiger Rechtslage der Überwachungsbehörde“ gar „nicht mitgeteilt werden“ müssen. Den Beteuerungen des Mitarbeiters, er hätte keine Ermittlungsakten weitergegeben – was soll der Mann, unschuldig oder nicht, sonst auch sagen? –, wird bedingungslos geglaubt. Die Akte somit geschlossen. Statt endlich nachzuhaken, zählt nur eins: Ungeschoren davonkommen, den Ruf des verantwortlichen Senators, Fritz Vahrenholt, vor Kratzern bewahren, solange es nur geht.
Kein Vorschlag, wie die Abfallkontrolle so verbessert werden kann, daß tausende Tonnen Abfall nicht illegal entsorgt werden können. Kein einziges selbstkritisches Wort. Statt dessen: ein mutiges „weiter so“, denn schuld sind immer nur die anderen. Der Rettung der eigenen Position und Pfründe, daß zeigt die Vorwärtsverteidigung der Umweltbehörde, ist immer noch wichtiger als die Aufklärung von Umweltverbrechen. Von Kontrolle kann da keine Rede mehr sein. Marco Carini
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