piwik no script img

■ KommentarDer männliche Hintern

Eines muß frau den Bezirken lassen: Die Diskussionen in den Bezirksversammlungen haben einen entschieden höheren Unterhaltungswert als das Kraftmeier-Theater im Rathaus. Die Rhetorik aufgeregter, das Publikum dankbarer, die Stimmung angeheizter: Insgesamt quasi authentischer Parlamentarismus. Ob das mit der Machtlosigkeit zusammenhängt?

Wo's dann aber was zu sagen gibt, rennen die Fraktionen aufeinander los und hängen all ihre Träume und Wünsche an das kleine Stückchen Herrschaft, das sich ihnen bietet. Kein Wunder, daß es da in den Bezirken bei der Bezirksamtsleiterwahl zu Kollisionen kommt.

So auch in Eimsbüttel: Die Bezirks-SPD gerät natürlich in einen Identitätskonflikt und braucht eine senatsnahe, aber keine senatshörige Figur; die GAL will einen der ihren, um endlich ungestört senatsferne Verkehrspolitik machen zu können; die CDU will Parkplätze. Daß die SPD der CDU jetzt allerdings vorwirft, dem Senat in die Hände zu spielen, ist gemein – schließlich durfte die GAL bei der letzten Bezirksamtsleiter-Wahl auch Bedingungen stellen. Da steht die GAL mit Heinz Bauske ganz gut da: Je blödsinniger die CDU-Forderungen, desto wahrscheinlicher, daß die SPD sich mit ihm anfreundet.

Beschämend dann allerdings, daß ein Sessel, der bereits weiblich besetzt ist, eventuell an einen männlichen Hintern vergeben wird. Und das, wo sich die SPD solche Mühe gegeben hat, die nunmehr von der Wahl zurückgetretene Ulrike Mahnkopf als Frau, aber nicht als Alibifrau anzupreisen. O-Ton Jan Jalass, SPD-Fraktionschef: „Besonders freue ich mich, daß in diesem Amt auch Frauen tätig sein können...“ Ulrike Winkelmann

Bericht siehe Seite 30

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen