■ Kommentar: Rückgrat stärken
Fast hätte sich das Weltbild der Wirtschaftsbehörde bestätigt: Alle Menschen sind käuflich, die Frage ist nur zu welchem Preis. Zu erfahren, daß vier der letzten fünf Grundeigentümer Altenwerders ihr kostbares Land für Container-Terminals und Kaimauern opferten, befremdet. Zumal ihr jahrzehntelanger Widerstand gegen die Hafenerweiterung so kurz vor dem Ziel – dem gerichtlich verhängten Baustopp – zerbrach.
Der Triumph der Wirtschaftsbehörde, bald Groß-Altenwerder zu beherrschen, ist vermessen: Wer die Methoden der Verhandlungs(ver)führer kennt, weiß, mit welcher „Überredungskunst“ sie in der Vergangenheit den AnwohnerInnen die Grundstücke abschwatzten: Zu Weihnachten kam die Hiobsbotschaft, im nächsten Jahr werde, wer nicht gleich verkaufe, enteignet.
Jahrelange Einschüchterungs- versuche zermürben selbst die Standhaftesten, denen nun der Verkauf nicht zum Vorwurf zu machen ist. Ohnehin ließen die zurückgezogenen Klagen das Gericht unbeeindruckt: Die Schlamperei bei der Planung dürfte das OVG bestätigen. Und die Rechtswidrigkeit des Hafenentwicklungsgesetzes wurde noch gar nicht geprüft.
Unglaublich ist hingegen, wie unverfroren die Stadt trotz absoluten Sparzwangs Millionen ver- schleudert: Nur damit technikgläubige Herren sich ihren Traum einer finanz- wie umweltpolitisch irrwitzigen Hafenerweiterung erfüllen können. Deren Finanzierungskonzept fehlt selbstverständlich weiterhin. Und verstößt der Kaufpreis gegen geltendes Recht, sind die Verträge der Stadt null und nichtig.
Wichtig ist nun, dem letzten Widerständler das Rückgrat zu stärken. Heike Haarhoff
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