Kommentar: Staat soll helfen
■ Alle warten auf Ausbildungsplätze
In der nächsten Woche bekommt ein ganzer neuer Jahrgang an den Bremer Schulen die Abschlußzeugnisse. Rund 6.000 Jugendliche wollen dann eine betriebliche Ausbildung anfangen. Doch jetzt ist klar: Für gut fünfzehn Prozent von ihnen wird nichts daraus. So viele sind noch nie leer ausgegangen.
Die schlechte Nachricht kommt wenig überraschend – Wirtschaftsverbände, Gewerkschaften, Kammern und Senat wissen schon länger, wieviel von ihren gemeinsamen Appellen zu halten ist: nichts. Natürlich braucht die Industrie gut ausgebildete FacharbeiterInnen. Bloß die Kosten dafür sollen möglichst andere tragen: die Kleinunternehmen des Handwerks oder noch lieber der Staat. Der nahe Osten macht es vor: Rund 80 Prozent aller Ausbildungsplätze werden zum Beispiel in Brandenburg bereits staatlich finanziert oder bezuschußt.
Eine solche Haltung hat allerdings auch bei den Gewerkschaften Tradition. Seit zwei Jahrzehnten fordern sie vom Staat eine Ausbildungsplatzabgabe per Gesetz. Die Idee, Ausbildungsplätze in Tarifverhandlungen selber zu erkämpfen, war den Gewerkschaften lange Zeit genauso fremd wie den Unternehmern die Einhaltung der vollmundigen Versprechen ihrer Arbeitgeberverbände. Das Ergebnis dieser doppelten Ignoranz bekommen jetzt die Bremer SchulabgängerInnen zu spüren. Dirk Asendorpf
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