■ Kommentar: Zu und zu schön
Von ergreifend schlichter Schönheit ist er, der Hamburger Wissenschaftsetat: Sozial- und Geisteswissenschaften werden zusammengefaltet, die Technische Universität Harburg wird gepäppelt. Denn die ist, so die Sicht des Senators, ein Wirtschafts- und Innovationsfaktor von solchem Rang, daß Forschende und Studierende dort nichts zu befürchten haben dürfen, auch keine Zulassungsbeschränkungen. Wie schön für sie.
Wie schön auch für die Nutznießer technischen Fortschritts – die Firmen, denen die Stadt Investitionen in Forschung und Entwicklung von Technologien erspart. Wie schön auch für die StudentInnen in Harburg, daß sie dort die benötigten Fachzeitschriften und Bücher in der Bibliothek finden, ja selbst Vorlesungen und Seminaren nicht vom Stehplatz auf dem Flur folgen müssen. Hamburgs technologische Zukunft, wie schön, scheint gesichert.
Unschön nur, daß es auch in diesem Bundesland ein paar Probleme gibt, die sich vielleicht mit Köpfchen, aber nicht mit High Tech lösen lassen; daß es nicht nur stählerne Brücken zu bauen, sondern auch so manche soziale Brücke zu schlagen gibt.
Auch in die Köpfe von Menschen lohnte es sich zu investieren, die sich darum kümmern, wie gesellschaftliche Probleme gelöst werden könnten: Sucht oder Gewalt, Arbeitslosigkeit oder Pflegebedürftigkeit.
Dann müßte man aber zu jenen gehören, die noch daran glauben, daß die Zukunft Hamburgs keine rein technologische ist. Der Volkswirtschafts-Professor, der in dieser Stadt Wissenschaftssenator ist, scheint keiner von diesen zu sein.
Vera Stadie
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