■ Kommentar: Motte, übernehmen Sie!
Raver aus New York, London, Paris und Kempten machen sich dieser Tage auf den Weg, um in Berlin die Love Parade mitzutanzen. Schaulustige, Spanner und Spießer hinzugerechnet, werden wohl 500.000 über den 17. Juni durch den Tiergarten ziehen. Während die ganze Welt also am Samstag nach Berlin schaut, entdecken wir zwei Nächte vor dem Mega-Ereignis nur bornierte „Zuständigkeiten“: Der Bezirk schiebt dem Regierenden die Verantwortung zu, der sie cool an den Innensenator weiterreicht. Jörg Schönbohm aber, belehrt seine Sprecherin, sei lediglich für „Sicherheit“ zuständig. Die BSR putzt unterdessen nur bis zur Gehsteigkante. Und DJ Dr. Motte meint, mit 24 fahrbaren Scheißhäuschen wäre die Sache erledigt. Schließlich handle es sich um eine „politische Demonstration“.
Wir erinnern uns lebhaft der WC-Dauerschlange beim letzten Sportfest in Garitz. Die Wartenden verteilten sich nach kurzem Zögern mißmutig in den Büschen – was kein echtes Problem darstellte, denn zum Dorfrave kamen bloß 2.000 Kids. In Berlin aber tummelt sich übermorgen eine schlappe halbe Million. Die wollen Love & Peace und keinen Druck auf der Blase, um die Sache exemplarisch auf den Kern des Bedürfnisses zurückzuführen. Damit wir nicht mißverstanden werden: Zusammen mit Ebbe Diepgen, dem neuen Berlinvermarkter Hassemer und Dr. Motte freuen wir uns auf Samstag. Aber mit dem zu erwartenden Andrang muß man eben auch umgehen. Die Love Parade findet nämlich nicht in Tiergarten, sondern zuallererst in Berlin statt, sprich: der Senat muß in die Bütt. Und sie ist nicht nur eine Demo, sondern auch ein famoses Geschäft, will sagen: Dr. Motte, übernehmen auch Sie. Christian Füller
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