■ Kommentar: Jahr der Pläne
Aber hallo: Strukturkonzept Wirtschaft, integrierter Gesamtverkehrsplan, Stadtentwicklungsplan, Landschaftsprogramm, Flächennutzungsplan – 1995 ist das Jahr der großen Hamburger Zukunftsentwürfe.
Mehr als 20 Jahre weigerten sich die Stadtgewaltigen, nach vorn zu denken: Die letzten Planwerke datieren, wenn überhaupt je vorhanden, aus den 60er und frühen 70er Jahren. Dann folgten der große Schlaf, unterbrochen allein durch Monologe des machtlosen Stadtchefs Klaus von Dohnanyi, und das große Jammern: Strukturkrise. Süd-Nord-Gefälle. Bevölkerungsverlust. Finanznot. Böses Bonn. Fernes Brüssel. Eiserner Vorhang.
Nur langsam wachten Hamburgs Behörden auf. Nach der Narkose der planungslosen Zeit begannen Bau-, Wirtschafts- und Stadtentwicklungsbehörde schon 1993 mit der Arbeit. Und wie: Endlich durften sich die Behördenmenschen mal im kreativen Diskurs üben, die modernen Methoden blieben nicht ohne Wirkung. Die Nabelschau wurde ehrlicher, neue Wege sind nicht mehr tabu.
Wenn die Wirtschaftsbehörde nun auch die regionale und lokale Wirtschaft ernst nimmt, auf Gewerbehöfe und innovative Arbeitsmarktprogramme setzt, dann ist das ein deutlicher Fortschritt gegenüber dem alten Weltmarktfanatismus.
Leider nur: Die großen Pläne der verschiedenen Behörden widersprechen sich, oft passen nicht einmal die Planwerke einer Behörde zueinander (Beispiel: Landschaftsprogramm, Flächennutzungsplan und Stadtentwicklungskonzept). Schon dem großen Bertolt Brecht schwante: „Gehn tun sie alle nicht.“
Florian Marten
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