Kommentar: Späte Einsicht
■ CDU entdeckt Staatsmonopolismus
Den 185 Azubis, die mit Hilfe des Senats demnächst einen Ausbildungsvertrag unterschreiben können, kann man sicherlich ehrlichen Herzens gratulieren. Zwar wird das Loch, das jetzt gestopft wird, jäh wieder aufreißen, wenn sie ihre Gesellenprüfung bestanden haben. Schließlich haben nur 40 von ihnen haben eine Chance auf einen Anstellungsvertrag bei der Bahn. Nichtsdestotrotz ist eine Ausbildung immer noch der wichtigste Sockel einer Berufslaufbahn.
Insofern ist es legitim, den Jugendlichen erstmal eine Ausbildung zu verschaffen und anschließend weiterzusehen. Interessant ist allerdings die Haltung der CDU. Als Opposition hat sie solche Maßnahmen stets kritisiert. Der Staat dürfe nicht in die Bresche springen, wenn die Wirtschaft versagt, verpaßte die CDU Henning Scherf manchen Seitenhieb. Scherf mußte sich den Vorwurf gefallen lassen, er bekämpfe die Arbeitslosigkeit durch Einstellungen im Öffentlichen Dienst.
Daß sich Wirtschaftssenator Hartmut Perschau (der bekanntlich seit Neustem sogar Geld für klassische Konzerte locker macht) jetzt ziert, ist mehr als peinlich. Schließlich geht es hier nicht um langfristige Arbeitsplätze, sondern nur um kurzfristige Ausbildungsverträge, die Jugendliche unter Umständen vor einer Karriere als Gelegenheitsarbeiter bewahren. Kerstin Schneider
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