■ Kommentar: Forum-Hotel und Scientology
Als die taz im April bekannt gemacht hatte, daß die Scientology- Organisation „Flag-World-Tour“ im Forum-Hotel tagen will, sind selbst andere Hotels auf Distanz gegangen. Im Steigenberger hat die Geschäftsführung sogar eine Liste von Scientology- Organisationen erstellt, um im Zweifelsfall zu wissen, wer da mieten möchte.
Beim Forum-Hotel mußten sich die Jünger Hubbards freilich gar nicht erst tarnen. Man habe ganz genau gewußt, daß es sich bei den Veranstaltern um Scientology gehandelt habe, erklärte damals der PR-Chef des Hotels, Manfred Ruch. Daß das zur Interconti-Gruppe gehörende Forum-Hotel damit zwangsläufig in die negativen Schlagzeilen geraten würde, schien die Geschäftsleitung zumindest billigend in Kauf zu nehmen. Mehr noch: Interconti-Sprecherin Asi Schönstein erklärte die Vermietung an Scientology sogar zur Gretchenfrage der Meinungsfreiheit: „Wir wollen“, sagte sie damals, „keine Kunden diskriminieren, auch keine andere Glaubensgemeinschaft.“
Vor diesem Hintergrund ist auch der Versuch zu verstehen, den Betriebsratsvorsitzenden des Hotels mundtot zu machen. Die Geschäftsleitung weiß sehr wohl, daß ein Gang vor das Arbeitsgericht die Medien zum zweiten Mal aufhorchen lassen wird. Doch ihr Anliegen im Kampf gegen die „Diskriminierung“ ist den Forum-Managern offenbar wichtiger. Zumindest darin unterscheiden sie sich in nichts von ihren damaligen Gästen. Auch die Scientologen haben das Reizwort „Diskriminierung“ mittlerweile zum Top-Thema ihrer PR-Arbeit gemacht. Uwe Rada
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