■ Kommentar: Krone für Kronzeugen
Morddrohungen von Kollegen, kaum Unterstützung aus der Politik, mögliche strafrechtliche Konsequenzen wegen Strafvereitelung im Amt und eine gefährdete Karriere: Wenn man sich ansieht, welche Folgen dem Kronzeugen Uwe Chrobok aus dem Durchbrechen der „Mauer des Schweigens“ entstanden sind, möchte man nicht in seiner Haut stecken.
Das Gerichtsurteil ist ein weiterer Schlag in das Gesicht eines zivilcouragierten Polizisten, dem der PUA die Vorbildrolle für künftige Polizeigenerationen zugedacht hatte. Daß die PUA-Mitglieder ihm dennoch weiterhin Glaubwürdigkeit bescheinigen, ist immerhin ein Lichtblick; nicht alle waren im Angesicht des Polizeiskandals unbelehrbar.
Er hat nur bei denen keinen Eindruck hinterlassen, die während der zweijährigen Ausschußarbeit nie dabei waren. Mit dem Freispruch die Arbeit des PUA zu diskreditieren, ist deshalb nicht nur anmaßend. Es ist auch von keinerlei Sachkenntnis getrübt. Es geht bei einem politischen Ausschuß nicht darum, Ersatzgericht zu spielen, sondern die Vorgänge, die sich nicht strafrechtlich erfassen lassen, aufzuklären und Konsequenzen daraus zu ziehen.
Klar war schon vor dem PUA, daß viele Prügelpolizisten mangels Beweisen nie bestraft werden würden. Klar ist auch, daß sich alle – von CDU über Innensenator bis GAL – mehr Chroboks wünschen. Der PUA hat vor dem Kronzeugen den Hut gezogen. Das war und ist richtig, auch wenn es nach diesem Urteil schwerer sein wird, Polizisten davon zu überzeugen, sich gegen menschenverachtendes Verhalten ihrer Kollegen aufzulehnen. Silke Mertins
(Bericht siehe unten)
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