■ Kommentar: Moderne Politik
Was passiert, wenn eine Betonbehörde Kritiker, Fachmenschen und Behördenmitarbeiter in eine Arbeitsgruppe pfercht und sie mit dem Segen des großen Behörden-Bosses gemeinsam ein Konzept erarbeiten läßt? So erstaunlich es klingen mag: Moderne Politik!
Der Fahrradbeirat in der Hamburger Baubehörde erwies sich in geradezu sensationeller Weise nicht als feigenblättriges Palavergremium, sondern als ein kompetenter Club, der die Politik schlauer machen durfte.
Natürlich: Mit der PLAST 9 beginnt noch längst kein neues Fahrradzeitalter. Dennoch kann es nicht hoch genug bewertet werden, wenn eine Behörde mehr als 100 Seiten Hinweise und Richtlinien erläßt, die in der Tat die Grundlage für eine neue Ära des Fahrrads als akzeptiertes Verkehrsmittel bieten könnten.
Wenn jetzt die Planer in den Bezirken nicht nur kopfschüttelnd in die PLAST gucken, sondern runde Tische zum Straßenumbau organisieren, dann würde das neue Fahrradzeitalter vielleicht sogar schon bald Wirklichkeit.
Wegweisend an der PLAST sind eben nicht nur die Inhalte: Der Weg ihres Zustandekommens sollte Ziel einer Erneuerung der Hamburger Politik sein. Wenn Hamburg heute die deutschlandweit modernste Fahrradplanungsfibel besitzt, dann eben nicht, weil die Baubehörde so kompetent ist, sondern weil sie sich endlich einmal kompetent beraten ließ – und dies sogar kostenlos!
Beiräte und Runde Tische, die wirklich entscheiden und arbeiten dürfen, könnten, die PLAST zeigt es, quer durch alle Hamburger Behörden für Neuerungen weit über den Fahrradstreifen hinaus sorgen: Moderne, einfache, demokratische und effiziente Politik ist machbar. Frag den Nachbar! Florian Marten
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