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■ KommentarHoch lebe die Pappnase

Die Love Parade sei kommerziell, sagen ihre GegnerInnen. Das meinen sie als Vorwurf. Was für ein Stuß! Das ganze Leben hierzulande ist kommerzialisiert. Gibt es deshalb Hate Parades gegen Schwimmbäder, spanische Restaurants, Techno-Discos oder Kinos? 99,9 Prozent der Bevölkerung sind bereit, für lustige Freizeitgestaltung Geld auszugeben – und akzeptieren auch, daß die Organisatoren Bares brauchen, um den Spaß zu finanzieren. Und selbst politisch voll korrekte Publikationen wie die linke Zeitschrift Interim gibt es nicht umsonst. Deutlich steht obendrauf der Warenpreis: „2,50 Mark“.

Selten hat man so etwas Spießiges erlebt wie die Kampagne gegen die Love Parade. Allen voran schreiten die Nachwuchspreußen vom Bund für Umwelt und Naturschutz sowie der Sanitäter und Randgruppen-Disjockey Martin Kliehm alias „Trauma XP“, dessen Techno-Abspaltung „Gabber-Hardcore“ augenscheinlich dadurch politisch wird, daß die Taktschläge schneller hämmern: 200 Beats pro Minute statt 150 beim Normalo-Techno. Wow, das zieht dem Kapital die Schuhe aus. Die Protestanten mit ihrer öden Arbeitsethik brauchen Nachhilfe aus den katholischen Gegenden der Republik. Massenaufmärsche zwecks Verlustierung werden dort „Karneval“ oder auch „Fasching“ genannt. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten machen selbst Linke dabei mit, wie man an der Kölner „Stunksitzung“ sehen kann. Vielleicht könnten die Kirchen der Hauptstadt verstärkt das Ritual der Beichte anbieten: Das hilft Miesepetern über die Drangsal des Lebens hinweg. Hannes Koch

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