■ Kommentar: Suche nach Idylle
Mit den Wahrzeichen einer Stadt ist das bekanntlich so eine Sache. Sie stehen dumm rum, jeder kennt sie, und keiner weiß, was sie uns eigentlich sagen sollen. Das Wahrzeichen Berlins ist das Brandenburger Tor. Zwar steht das bald nicht mehr allein dumm rum, sondern bekommt niedliche Torhäuschen als Begleiter und einen Pariser Platz drum rum. Nur: warum?
Seit dem Wochenende herrscht nun Klarheit. Ein Tor, zwei Welten. Auf der einen, der östlichen Seite die eingefleischten Hauptstädter, deren Sehnsucht nach Preußens Glanz und Gloria mit der Eröffnung des „neuen“ Adlon zu neuem Leben erweckt wurde. Auf der anderen, der westlichen Seite die wiederauferstandenen Kiffer, Hanfbauern und Hippies auf der Suche nach einer neuen Kultur der Nachhaltigkeit. Zwei Welten?
Der geschiedene Bausenator Wolfgang Nagel hat den Pariser Platz einmal zur „guten Stube der Stadt“ ausgerufen und damit allerlei Begehrlichkeiten geweckt. Seitdem steht das Adlon für die Sehnsucht nach Metropole und Überschaubarkeit zugleich. Doch gilt das nicht auch für die Hanfparade? Ein bißchen Glück, ein bißchen Frieden, vermengt mit dem süßen Geruch der Weltoffenheit? Dort Glanz, hier Toleranz? Der Joint als Stuckfassade der alternativen Suche nach Orientierung? Im alten Adlon, so geht die Legende, gab es für die feinen Damen und Herren in den zwanziger Jahren Drogen auf Bestellung. Froh zu sein bedarf es offenbar wenig. Und das alles am Brandenburger Tor. Was für ein wahres Zeichen! Uwe Rada
Siehe Meldung auf dieser Seite und Bericht Seite 5
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