Kommentar: Seefahrt ist tot
■ Warum der Verkauf von Hapag-Lloyd Hamburgs Wirtschaftspolitik schwächt
Der Tod kam nicht überraschend. Mit dem Verkauf der Hamburger Traditionsreederei Hapag-Lloyd an den niedersächsischen Gemischtwarenladen Preussag wird nach den Werften nun auch die Hamburger Seeschiffahrt zu Grabe getragen. Die ehemaligen Großaktionäre können sich über eine Verzehnfachung ihrer Einstiegskosten freuen. Und die Hannoveraner Krämer, an der kurzen Leine ihres Großaktionärs WestLB, können sich auf eine lukrative Grabräuberei freuen.
Zunächst wird die einträgliche Tourismussparte von Hapag-Lloyd das teils marode Tourismusgeschäfts der West LB sanieren und den deutschen Reisemarkt monopolisieren helfen. Früher oder später wird dann die Hapag-Linienreederei abgestoßen. Die WestLB dagegen wird in der Hamburger Wirtschaftspolitik künftig ein gewichtiges Wörtchen mitreden.
Bürgermeister Voscherau ist diesen Gefahren nicht ernsthaft entgegengetreten. Wer die Hamburgisches Landesbank über Eck an die WestLB verscheuert, den Ausverkauf der HEW betreibt und am Tod der Großwerft HDW mitgewirkt hat, sollte nicht über die Gier der Kaptialisten und die Globalisierung jammern.
Der Hamburger Verlust an Einfluß und Kompetenz bei Werften, Seefahrt und Containerreederei mag nicht nur aus nostalgischen Gründen bedauerlich sein. Entscheidend aber ist: Die Gestaltungsmöglichkeiten für eine zukunftsweisende Organisation von Transport und Hafen sind wieder mal erheblich geringer geworden.
Florian Marten
Bericht Seite 22
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