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■ KommentarFalsche Signale

In der Stadt werden die falschen Debatten geführt. Die Ergebnisse des Sektenberichtes sind alarmierend: Berlin entwickelt sich zum „Mekka der Sekten“, vor allem der Psychogruppen. Während also die politische Führung darüber diskutiert, wo noch überall gespart werden könnte und welche neuen zahlungskräftigen Unternehmen und deren MitarbeiterInnen in die Stadt ziehen könnten, wendet sich offensichtlich eine große Zahl von Menschen diversen Heilslehren zu.

Die immer kompliziertere Gesellschaft macht denjenigen Angst, die nicht mithalten können. In Berlin spitzen sich die Widersprüche zwischen Arm und Reich besonders deutlich zu. Und die soziale Sicherheit, der feste Arbeitsplatz gehören immer mehr der Vergangenheit an. Deshalb suchen auch immer mehr Menschen in der Stadt eine andere Art von sozialer Geborgenheit, die sie in den sogenannten weichen Sekten und fundamentalistischen Glaubensgemeinschaften finden. Denn daß sich hier immer mehr Sekten einrichten heißt nicht nur, daß die Sekten verstärkt werben, sondern auch, daß eine große Nachfrage nach ihren Angeboten vorhanden ist. Gewerkschaften und Großkirchen, die früher ein Zuhause boten, werden im Zeitalter der Individualisierung als anonyme Institutionen empfunden. Die anhaltenden Spardebatten signalisieren nur: Soziale Sicherheit wird noch rarer. Und auch die Suche nach neuen, zahlungskräftigen BewohnerInnen ist ein falsches Signal. Wenn Politik verhindern will, daß Menschen in Psychokulte wandern, muß sie ihnen soziale Verantwortung signalisieren, nicht Kälte. Barbara Junge

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