Kommentar: Verpaßte Chance
■ Mypegasus-Schwächen offenlegen
Eine Werft geht pleite. Tausende Beschäftigte folgen der Gewerkschaft in Kurzarbeit, vielleicht in ewige Arbeitslosigkeit. Nur eine Handvoll macht nicht mit, zieht vor den Kadi, damit nicht alles umsonst war. Muß man über solche „Quertreiber“noch reden?
Man muß. Nicht nur, weil sie vorerst als Sieger dastehen: Sie dürfen zurück an den Arbeitsplatz, ihren Kündigungsschutz retteten Richter. Aber das eigentliche Thema sind die Gewerkschaften. Sie verkauften das Mypegasus-Modell als Arbeitnehmerlösung – und hielten dabei eine Variante feil, von der sogar Arbeitgeber nur träumen können. Wer nicht mitmachte, wurde ausgesperrt und als „unsolidarisch“beschimpft. Als hätten die künftigen Kurzarbeiter im Mypegasus-Modell ihren Vorteil nicht auch abgewogen: in ein paar überschaubaren Jahren bis zur Rente – die Alten. Oder in einer befristeten Chance zum Neuanfang – die Jungen. Und in einer abgefederten Bruchlandung – die Gewerkschaft. Mit ihrem Gewicht im Vulkan-Aufsichtsrat war sie mit schuld am Fiasko. Daß sie junge und alte Arbeitslose in spe wider besseres Wissen dann noch gleicher machte, als es Arbeitgeber dürfen, war ein großer Fehler – aber auch eine verpaßte Chance. Wir brauchen Modelle, die im Fall neuer Pleiten Maßstäbe setzen. Die Arbeitnehmerseite hat jetzt was gut. Sie war bereit, zusammenzurücken. Jetzt muß abgesteckt werden, wofür. Diese Debatte ist überfällig. Eva Rhode
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