■ Kommentar: Bodenspekulatius
Im Hamburger Wandrahmviertel lebten einst zehntausende Kaufleute, Handwerker, Hafenarbeiter und Dienstboten in einem idyllischen, holländisch anmutenden Grachtenviertel. Auf den Trümmern dieses Stadtteils errichteten Hamburgs Stadtgewaltige und Großkaufleute im Boomtown-Rausch der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts die Speicherstadt.
Heute verströmen Tee, Teppiche, Gewürze und Kaffeebohnen in den durch geniale Ziegelarchitektur bestens klimatisierten Speicherstadtkathedralen den Duft eines untergegangenen Zeitalters. Seit Jahren schon wollen die Spekulanten der 80er und 90er Jahre des 20 .Jahrhunderts den Speichern an den Kragen. Fette Rendite winkt.
Während Stadtplaner von Barcelona über Boston bis Rotterdam die Städte ans Wasser zurückführen und dabei auch vor Projekten des sozialen Wohnungsbaus nicht zurückschrecken, fällt in Hamburg der wohnungspolitische Groschen erst, wenn dem Investor die Büromietensause geht. Der neue Filzdeal von Kossak, im Gemauschel mit Investoren und Architekten mal wieder Stadtentwicklung der handgestrickten Art zu betreiben, hat mit verantwortungsbewußter Planung allerdings nichts zu tun.
Dabei wäre es so einfach: Statt mit internationalen Finanzkartellen zu poussieren und das Umland mit Wohnungspyramiden zuzubauen, könnte die Stadt, ohnehin im Besitz des kostbaren Areals, ein behutsames und langfristiges Konzept für die Umwandlung der Speicherstadt auflegen. Wohnen und Arbeiten am Wasser. Für jedeN.
Florian Marten
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