■ Kommentar: Ohne Zukunft
Mit der Krise bei Airbus in Finkenwerder steht Hamburgs Senat vor den Trümmern seiner Industriepolitik, die seit mehr als zwei Jahrzehnten einen kapitalen Fehler an den anderen reiht. Ausgangspunkt war die in den goldenen 60er Jahren gereifte Erkenntnis, auf Dauer nicht allein mit Seehafenindustrien und althergebrachtem Handel bestehen zu können.
Eine durchaus richtige Erkenntnis – mit freilich ebenso unsinnigen wie schädlichen Subventionsfolgen. Den Auftakt machte die Vision von der „Industrialisierung der Unterelbe“, ein Versuch, mit Hilfe von Atomkraftwerken das zu schaffen, was dem Ruhrgebiet vor 100 Jahren mit der Kohle gelang: Der Aufbau von Grundstoffindustrien per billiger Energie.
Vier AKWs, Chemieindustrie und marode Metallbetriebe durften die Stadtkasse plündern und die Umwelt zerstören. In den 80er Jahren entdeckte der damalige Stadtchef Klaus von Dohnanyi, daß es vielleicht klüger gewesen wäre, Elektronik, Luftfahrt und High-Tech zu fördern. Während Dänemark eine Windenergieindustrie aufbaute, flossen Hamburgs Subventionen zum Airbus oder in die Ansiedlungspleite einer Chipfabrik bei Hausbruch. Seit 1989 ruhen die industriellen Hoffnungen Hamburgs auf Deutschlands Industriedinosauriern des Daimler-Konzerns.
Wäre Hamburg nicht so reich, wären sein Handel und seine Dienstleistungen nicht so erfolgreich, seine wirtschaftsgeographische Lage seit 1989 nicht so günstig – die Stadt hätte längst mehr als knapp zehn Prozent Arbeitslose. Das Rezept der Fehler ist immer wieder das gleiche: Statt neuer Wege werden Trampelpfade beschritten, die andere Städte längst verlassen haben. Warum hat Hamburg keine Solartechnik, keine Windenergie, keine Leichtfahrzeugindustrie? Warum wachsen auf den bereitwilligst ausgewiesenen Industrieflächen nicht die Konkurrenten für Daimler und Siemens heran? Kleiner Tip: Das innovative Elektro-Auto-Konzept von „Hotzenblitz“ sucht dringend einen Standort.
Florian Marten
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