Kommentar: Wein statt Wasser
■ Kirche heuchelt Nächstenliebe
Am Sonntag predigt die evangelische Kirche Nächstenliebe, am Montag schmeißt sie ihre Mitarbeiter raus. Eine Kirche, die Wasser predigt, aber Wein säuft, muß sich nicht wundern, wenn ihr die Schäflein davonlaufen. Daß durch Lohnverzicht (liebe deinen Nächsten wie dich selbst) Arbeitsplätze gerettet werden könnten, ist der Kirche offenbar keinen Gedanken wert. Was beim Volkswagenwerk möglich wurde, geht bei der Kirche nicht. Statt dessen feilschen die Christen um Abfindungen. Schließlich ist sich jeder selbst der Nächste. Daß es hier um die berufliche Existenz von Menschen geht, spielt keine Rolle. Bis auf ein paar „ungeschickte Gespräche“ist ja alles „gut gelaufen“, versichern die Verantwortlichen, denen der Zynismus ihrer frommen Sprüche offensichtlich nicht bewußt ist.
„Was nützt es aber, meine Brüder, wenn einer behauptet, er habe den Glauben, aber die entsprechenden Werke fehlen läßt? Kann denn der Glaube als solcher ihn retten? Angenommen, ein Bruder oder eine Schwester ist ohne Kleidung und ohne das Nötigste an täglicher Nahrung. Was würde es ihnen wohl nützen, wenn einer von euch zu ihnen sagte: „Geht hin in Frieden, wärmt euch und eßt euch satt! ihnen aber nicht gäbe, was sie für Leib und Leben brauchen? Genauso steht es auch mit dem Glauben: Wenn er nicht in Taten wirksam wird, ist er, für sich allein tot (NT, Jakobus 2,14).“
Kerstin Schneider
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