Kommentar: Unterm Stammtisch
■ Deutsch-nationale Ausländer-Politik
Bis zum 28. Juli muß der togoische Schüler Abass ausgereist sein, so steht es auf dem Papier der Bremer Ausländerbehörde. Der 18jährige will in Bremen seinen Schulabschluß machen, aber er hat – anders als sein Bruder Ibrahim – die ausländerrechtliche Grenze erreicht, die eine Abschiebung auch ohne gesicherte vormundschaftliche Betreuung in Togo ermöglicht.
Hat die Protestwelle den Innensenator immer noch nicht weichgeklopft? Erst wenn der junge Togoer seine Verbundenheit mit dem Land, in dem er ungestört – abgesehen von den Zumutungen der Ausländerpolitik – zur Schule gehen konnte, auch noch durch eine Hochzeit mit einer deutschen Frau unterstreicht, dann wird auch die rechtliche Fassade zusammenbrechen. Aber dann ist es zu spät für eine liberale, humanitäre Geste.
Die beiden Togoer und die Schüler der Kornstraße haben ihre Lektion gelernt. Was ist das für ein Land, in dem alle über „Globalisierung“ schwätzen und über Europa und die Öffnung der Grenzen und zwei Schülern, die in Togo offenbar keine Familie mehr haben, nur Schikanen aus der Mottenkiste des reaktionärsten Deutsch-Nationalismus entgegenzusetzen haben?
Und: Welch grausliche Vorstellung ihres Wähler-Klientels muß die CDU haben, wenn sie glaubt, einen Borttscheller als Stimmenfänger unter den Stammtischen zu brauchen! Klaus Wolschner
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