Kommentar: Härtere Veränderung
■ Warum das Sparen an der Kultur vornehmlich die kleinen Projekte trifft
Gewitzte Strategen schlagen den Feind mit seinen eigenen Waffen. Im Feld der Kultur hat diese Taktik eine seltsame Umkehrung erfahren: Ausgewiesene Freunde der Kunst versuchen, diese mit ihren eigenen Stärken zu drangsalieren. Daß Kunst ein dynamischer Prozeß ist, der sich und die Welt verändert, ist wunderbar – daß Kultursenatorin Christina Weiss sagt, „Kunst lebt von der Veränderung“ und damit meint, Kürzungen von 9,4 Millionen Mark im Kulturhaushalt würden die Kunst letztendlich beleben, ist hingegen eher wunderlich.
Wunderlich ist aber auf dieser Welt vieles und nichts wunderlicher als die Zahl, wie schon der griechische Chor lehrte. 200.000 Mark weniger für die bildende Kunst (ohne die Museen) im kommenden Jahr sei zwar ein „härterer Eingriff“, doch im Rathaus würden, so die Senatorin, in anderen Fachressorts mit diesen Worten weit höhere Summen gestrichen. Das mag stimmen, aber wenn eine der reichsten Städte Deutschlands für ihre Kultur nur zwei Prozent des Gesamtetats zur Verfügung stellt, darf man sich über solche Diskrepanzen leider nicht wundern.
Letzteres muß man wiederum, wenn man die angeführten Zahlen addiert: Sie ergeben bei weitem keine 9,4 Millionen. Also trifft es weniger die im Lichte, wie Theater, Museen, HÖB oder Kommunikationszentren, die, wie es zu recht heißt, „glimpflich“ davongekommen sind, sondern solche Projekte, die eher bescheiden im Dunkeln agieren. Sparsummen, die andere „Peanuts“ nennen, können hier zur Kapitulation reichen. Christiane Kühl
Bericht Seite 23
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