Kommentar: Als Chance begreifen
■ Friedliebende, nach Sebaldsbrück!
Falls die NPD am 1. Mai marschiert, stehen tausende Menschen vor einer Gewissensentscheidung: Soll man zum Ort der direkten Konfrontation fahren oder sicher in der Innenstadt demonstrieren und Cem Özdemir sowie Nena lauschen? Eine Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt ist für viele nicht zu treffen. Deshalb ist es gut, daß auch den Menschen ein Ort zum Protest angeboten wird, die sich vor Ausschreitungen fürchten.
Doch es gibt einen gewichtigen Grund für den Demonstrationsort Sebaldsbrück. Im Internet verbreiten Rechte bereits Verhaltensregeln für den Aufmarsch: Keine Waffen, kein Alkohol, keine verbotenen Abzeichen, kein Kontakt zur Presse. Wenn die Kamerateams auf Autonome schwenken, die sich Scharmützel mit der Polizei liefern, während die Rechten ruhig blieben, wäre das ein Sieg für die NPD. Umso wichtiger ist ein massenhaftes Auftreten von friedliebenden Menschen in Sebaldsbrück.
Der DGB riskiert mit seiner Taktik, die Gegen-Demonstranten in Sebaldsbrück zu isolieren. Das ist sicher nicht die Absicht der Funktionäre. Ein Kompromiß könnte es sein, die DGB-Veranstaltung zeitlich zu verschieben, um eine Teilnahme an beiden Orten zu ermöglichen. Leider begreift der DGB die Situation nicht als Chance, dem Bedeutungsverlust von Gewerkschaftsarbeit entgegenzuarbeiten. Christoph Dowe
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