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■ KommentarTadel verpflichtet

Die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen mordenden Hamburger SS-Polizisten und dem Polizeiskandal hat Senator Wrocklage selbst hergestellt. Daß ein System von Befehl, Gehorsam und straffer Hierarchie den einzelnen Polizisten nicht von seiner Verantwortung entbindet, ist ein Anfang.

Dieser Einsicht hat Wrocklage immerhin die Tat folgen lassen, sich persönlich mit Eberhard Zamory zu treffen. „Im Mittelpunkt allen Gedenkens stehen die Opfer“, so Wrocklage. Das kann nicht auf die Vergangenheit beschränkt bleiben.

Auch der Betroffenen heutiger Polizeigewalt sollte Wrocklage sich annehmen. Und sich endlich dazu durchringen, sich bei den in ihrer Menschenwürde erniedrigten Opfer staatlicher Gewalt wie Dialle D. im Namen des Senats und der Stadt zu entschuldigen. Und noch eines kann man angesichts der Senatoren-Worte einklagen: Daß der Behördenchef dazu beiträgt, die Verantwortlichen im Polizeiskandal zur Rechenschaft zu ziehen. Menschen, die nichts gesehen und nichts gewußt haben wollen, hat man in diesem Land schon genug gesehen.

Mit seiner Kritik nicht nur an den Wiedereinstellungen ehemaliger SS-Offiziere (die seine vielen prominenten Vorgänger im Amt von Schmidt über Klose bis Hackmann nicht über die Lippen brachten), hat Wrocklage als einer der wenigen deutschen Innenminister immerhin schon mit dem unseligen Korpsgeist gebrochen.

Ein Hoffnungszeichen dafür, daß in Hamburg in Zukunft rassistische und undemokratische Polizeibeamte keine Karriere mehr machen können?

Silke Mertins

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