Kommentar: Schwarzer Müll-Peter
■ Die Stadt darf ihre Müllprobleme nicht alleine auf die Privathaushalte abwälzen
Es ist ein Phänomen, das landauf, landab zu beobachten ist: Die braven BürgerInnen produzieren immer weniger Müll und müssen trotzdem immer höhere Gebühren zahlen. Sie trennen Glas und Papier, Müll mit dem grünen Punkt, Sonder-, Bio- und Restmüll, sie stellen sich ihre Küchen mit dem sechsten und siebten Spezial-Eimerchen voll, bloß um sich vom lässigen Besuch aus dem romanischen Ausland für ihre Ordnungswut veräppeln zu lassen.
Und dann werden sie auch noch bestraft dafür. Wie es aussieht, wird die Schraube in Hamburg bald noch ein weiteres Stückchen angezogen werden. Nutznießer ist die Wirtschaft, die es ja bereits mit der Einführung des Dualen Systems geschafft hat, den schwarzen Müll-Peter an die privaten Haushalte weiterzugeben: Die KonsumentInnen schleppen weiterhin kräftig Verpackungen nach Hause und merken nicht, wieviel sie für deren Entsorgung bezahlen – ganz abgesehen von der Arbeit, die das Ausspülen der vielen Joghurt-Becherchen verursacht.
Jetzt sollen die HamburgerInnen auch noch alleine dafür bezahlen, daß Abfälle auf ökologisch korrekte Weise beseitigt werden, während die Unternehmen freie Marktwirtschaft spielen und so tun, als seien sie nicht auf eine gesunde Umwelt angewiesen.
Gerechter ginge es zu, wenn auch Privatleute von der Konkurrenz der Entsorger profitieren könnten und das Kostendefizit der Müllverbrennungsanlagen aus der Steuerkasse finanziert würde, in die Unternehmen wie Privatleute einzahlen, wenn auch nicht gleichermaßen.
Gernot Knödler
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