■ Kommentar: Selber schuld
2 : 0 für Altenwerder. Nachdem bereits das Verwaltungsgericht am 4. Dezember mit dem vorläufigen Baustopp die Hafenerweiterung auf Eis legte, droht der Wirtschaftsbehörde nun die zweite Schlappe: Die europäische Rechtsprechung dürfte ihren Container-Träumen auf dem Biotop ein jähes Ende bereiten. Die ökologisch und ökonomisch irrwitzigen Zerstörungs-Pläne erscheinen auch juristisch höchst fragwürdig.
Naturschutzinteressen können über Wirtschaftsbelange gestellt werden, lautet die unmißverständliche Ansage aus Brüssel. Dagegen dürften die Hansea-ten selbst mit ihrem eigens geschaffenen Hafenentwicklungsgesetz im Elbschlick versinken.
Doch kaum hat die GAL mit ihren Bedenken ins Schwarze getroffen, stößt der Hafenerweiterungs-Fanclub laute Buh-Rufe aus. Und selbst die Schiedsrichterin Umweltbehörde meldet Zweifel an der grünen Logik an: Bedrohte Tier- und Pflanzenarten hin oder her – Quantität gehe ja wohl vor Qualität. Warum denn gleich nach einem Schutzgebiet schreien, wenn anderswo mehr Blaukehlchen und mehr von dieser merkwürdigen Fenchel-Art gezählt wurden?
In jedem Fall geht der Kampf um Altenwerder jetzt, da Brüssel in das Spiel eingeschaltet wurde, in die Verlängerung. Und das tut Altenwerder gut: Das Biotop und damit Blaukehlchen wie auch Fenchel sind ja erst der Wirtschaftsbehörde und ihrer Häuserabriß- und Vertreibungspolitik der 60er Jahre zu verdanken. Selber schuld also. Wenn jetzt die Zeit verstreicht, gelingt den Blaukehlchen hoffentlich die wundersame Vermehrung: Damit die EU-Richtlinien auch quantitativ erfüllt sind.
Heike Haarhoff
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